Wohnraum in Zeiten der Pandemie: Gestaltungsmöglichkeiten ausschöpfen, besser atmen!
- Kathrin Demuth
- 26. Sept. 2022
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 22. Juli 2023
→ Frage: Wie kann ich unseren Wohnraum in beengten Zeiten optimal nutzen?
→ Hurra: eine Problemlöserliste für Dich
Wie wir wohnen ist in Zeiten der Pandemie wahnsinnig bedeutsam geworden: Das Zuhause ist mehr denn je Schutzraum und Nest. Hier müssen viele Felder ihren Platz finden – die Arbeit findet plötzlich in den gleichen Räumen statt wie das Privatleben, Kinder sind viel öfter oder gar durchgängig daheim und benötigen Entfaltungsmöglichkeiten. Das ist Vielen von uns im Frühling 2020 von jetzt auf gleich einfach „passiert“. Und dann stehst Du vor den Raummöglichkeiten, die Dir in diesem Augenblick einfach zur Verfügung stehen und musst Dich und Deine Lieben hineinarrangieren.
Vielleicht hast Du auch zwei Jahre später noch das Gefühl, dass so Einiges noch nicht optimal gelöst ist? Dann habe ich hier eine kleine Denkhilfe für Dich.
Stadtwohnung ohne oder mit Balkon. Mehrgenerationenhaushalt mit Durchgangsräumen. Im Idealfall das Haus auf dem Land mit Garten. Für alle gilt: Wir bleiben viel mehr daheim. Puh. PUH.
Die gute Nachricht: Es gibt viele Lösungsansätze. Sie alle beginnen mit der klaren Neudefinition der Raumnutzung und einer für alle umsetzbaren Tagesstruktur, sobald daheim geblieben werden muss. Und das funktioniert in vier Schritten (von mir getestet – mit Fortbildung und Selbstständigkeitsreset, anderthalbjährigem Kleinstkleinkind, sechsjährigem Vorschulkind, viel arbeitendem Ehemann und Seniorhund in gefühlt permanentem Fellwechsel):
1. Welche Räume – innen wie außen, denn auch Balkon und Garten sind Räume – sind vorhanden? 2. Was ist ihre Funktion, wann werden sie im normalen coronafreien Alltag von wem wie benötigt?
3. Welche Bedürftigkeiten sind jetzt da, was muss im Tag umstrukturiert werden?
4. Wie kann der vorhandene Raum an diese neue Situation unterstützend angepasst werden?
Zu diesen Fragen lassen sich im Rahmen einer kleinen Wohnraum- und Bedarfsanalyse spannende Aufstellungen bauen, auf deren Basis sich am Ende eine echte Problemlöserliste entwickeln lässt. Nimm´ Dir eine Stunde Zeit für diese Aufgabe – ich verspreche Dir, Du wirst es nicht bereuen – und vielleicht sogar echtem Enthusiasmus und Spaß begegnen. Los geht’s – erstelle erst einmal zwei Listen:
Liste 1: Heimathafen IST-Zustand (Fragen 1 und 2)
Man kennt seinen Wohnraum in- und auswendig, insofern sind die ersten zwei Fragen, die in dieser Liste bearbeitet werden, schnell abgeklopft. Die Schlaf- und Kinderzimmer, das Wohnzimmer, die Arbeitsbereiche, Küche, Bäder, gegebenenfalls Keller und Waschküche – bitte einmal alle untereinander auflisten. Hier stehen folgende zwei Fragen an:
1. Was passiert hier überhaupt?
2. Was kann auf keinen Fall neu oder anders benutzt werden?
Die Kunst ist, beim Bearbeiten der Liste bereits erste Impulse wahrzunehmen: Kann man „out of the box“ denken, den überdachten Balkon in einen Wintergarten verwandeln und, da man ja jetzt unter Druck steht, endlich diese eine Kellerecke freiräumen und sich eine smarte Bürolösung hinbauen?
Wichtig ist: Nimm´ bei diesen ersten Überlegungen alles an Ideen auf, auch wenn sie im ersten Moment verrückt und nur schwierig umsetzbar zu sein scheinen. Somit besteht diese Liste aus einer Bestandsaufnahme der jetzigen Wohnsituation plus erster, vielleicht etwas gewagt erscheinender Ideen, um schließlich das ganze Potential Deines und Eures Wohnraums abzuklopfen. Diese Nestsituation ist bisweilen nicht ohne, beschneidet, löst Spannungen aus – da hilft ein gründliches Draufschauen, um alle Möglichkeiten auszuschöpfen.
Liste 2: Bedarf RELOADED (Frage 3)
Vielleicht sieht die Situation bei Dir so aus: Die Kinder brauchen einen Ort, an dem sie laut sein dürfen, sich dann wieder zurückziehen oder Hausaufgaben machen oder basteln können, verlässlich und immer wieder Gesellschaft und zuhörende Ohren finden.
Du brauchst einen Ort, an dem Du konzentrierst und möglichst störungsfrei arbeiten, Zoom-Meetings abhalten, die Ablage bearbeiten und telefonieren kannst. Und dann auch mal wieder die Batterien aufladen darfst – selbst mitten am Tag. Dem Partner geht’s ähnlich.
Und last but not least: Auch der alte Familienhund muss sich mal ungestört ablegen können.
Schreib´ auf, welche Konstellation da ist, was in den letzten Monaten irgendwie zu sehr unterging, wer unter welchen Umständen arbeiten können muss, was die Kinder brauchen, wie viel Draußenzeit und echte Alleinzeit zum Durchatmen im Einzelnen eingeplant werden muss, um diesem ganzen Wahnsinn bestmöglichst die Stirn zu bieten etc. Also lautet hier die Frage:
3. Was braucht Ihr, was bewegt Dich, was würde helfen?
So, und jetzt kommt das Herzstück der ganzen bisherigen Abklopferei:
Liste 3: Heimathafen RELOADED (Frage 4)
Die Vorarbeit ist erledigt: Du hast analysiert, welche Ecken Eures Wohnraums potentiell umgestaltet oder angepasst werden könnten, wo es in Euren Abläufen noch hakt. Das ist die Basis für die Liste, die die Veränderung bringt – die Liste der Frage 4: Welche Lösungsansätze bieten sich für die jeweiligen Situation bzw. für jeden einzelnen Raum an?
Um zur Problemlösung zu kommen, schreibst Du jedes Bedürfnis auf eine Extraseite, daneben legst Du die Raumübersicht. Tada, da ist sie, die Hauptarbeit: Du überlegst Dir für jedes Problem nun mehrere Lösungsansätze. Dabei ist es egal, ob sich eine Möglichkeit nach „zu groß gedacht“ anfühlt. Notieren, los!
Wichtig: Werde konkret und verliere Dir nicht im Grübeln. Wenn sich eine Idee passend und nach einem Problemlöser anfühlt, dann pack´ sie an – Du kannst nur gewinnen. Liegen die Möglichkeiten vor Dir, bist Du einen großen Schritt weiter und siehst, dass Ihr Euch selbst helfen könnt. Auch in Zeiten der Pandemie – einer Zeit, in der der Wohnraum so dringend ein echtes Nest mit möglichst minimierten Stressfaktoren darstellen sollte.
Hier ein mögliches Ergebnis:
Das Problem: Die Zimmer von Kind 1 (9) und Kind 2 (5) liegen nebeneinander. Kind 1 fühlt sich beim Home Schooling, bei den Hausaufgaben oder bei benötigten Ruhepause von den Geräuschen des kleineren Kindes gestört.
→ Möglichkeit 1: Kind 2 wird in diesen Zeiten angehalten, sich ebenfalls ruhig zu verhalten. Oder Mama und Papa überbrücken die Zeit mit Beschäftigung. Kosten: Nerven, Zeit und Energie.
→ Möglichkeit 2: Der überdachte Balkon wird zum Wintergarten umgebaut. Damit wird ein Extraraum geschaffen, der einen Arbeitsplatz und eine Kuschelecke erhält und von allen zu bestimmten Zeiten als Ruhe- und Arbeitsraum genutzt werden kann. Kosten: Einbau der Wintergartenkonstruktion inkl. Heizsystem.
→ Möglichkeit 3: Das Elternschlafzimmer am anderen Ende der Wohnung bekommt eine Schreibtischecke, versteckt in einem schmalen Schrank. Hier verbirgt sich die neue Arbeitsecke für Kind 1, smart und kindgerecht gestaltet. Ist die Arbeitszeit zu Ende, lässt sich die Kinderwelt im Schrank verstecken, die Eltern erhalten „ihren“ Raum zurück. Zusätzlich halten eine Truhe bzw. ein kleiner Baldachin und eine ausklappbare Matratze Einzug. Hier steht eine gemütliche Kuschelzone zur Verfügung – für alle, zum Lesen, Vorlesen, Kuscheln, Durchatmen. Kosten: Installierung Schrank und Kuschelecke.
Zum Ende muss nun praktisch gedacht werden: Was bist Du bzw. seid Ihr bereit, zu investieren, um dem Bedarf gerecht zu werden? Die Faktoren Zeit und Kosten spielen hier die größte Rolle und werden neben dem Bauchgefühl entscheidend sein. Dafür wünsche ich Dir und Euch viel Erfolg – und dann Freude bei der Umsetzung beim neuen Wohnen! Es lohnt sich, pack´ es an.

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