Wir wohnen, das Meer vermüllt: neue Wege
- Kathrin Demuth
- 2. Okt. 2022
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 22. Juli 2023
→ Frage 1: Was hat der Müll im Meer mit unserem Wohnverhalten zu tun?
→ Frage 2: Wie können wir unsere Räume umweltbewusster gestalten?

Du wünschst Dir ein muckeliges Zuhause, einen Rückzugsort, einen Lebensraum, in dem Du Du sein kannst. Dabei möchtest Du, dass Deine Sehnsüchte gestillt werden: das vernünftige Boxspringbett, das große Aquarium, ein heimeliger Kaminofen – das sind Dinge, auf die Du gerne hinsparst. Weitere Fragen klopfen an: Welche Farbe passt in unseren dunklen Flur, um unser Eingangsportal hell und freundlich wirken zu lassen? Welche Geräte sind mir und uns in der Küche wichtig? Und: Was passt eigentlich in
unser Budget? Dies sind ganz typische Fragen, die beim Nestbau aufpoppen – und sie sind total logisch für uns alle. Doch da ist noch etwas: Die Frage nach der Klimafreundlichkeit und dem Umweltschutz hat heute zwar viel von ihrem Hippieanstrich verloren, dennoch wird sie nicht gleich auf den Tisch geworfen. Doch sie ist relevanter denn je, da die Klimakrise da ist. Das ist uns oft bewusst, dennoch schieben wir das Thema aus Bequemlichkeit gerne nach hinten.
Während Wissenschaftler, Politik, Industrie und verschiedenste Organisationen an vielen Stellen um Strategien und Technologien bemüht sind, den Temperaturanstieg unserer Atmosphäre um 1,5 Grad Celsius hinauszuzögern – aufzuhalten ist er nicht mehr –, haben viele Menschen nur eine vage Vorstellung von dem,
→ was auf physikalischer Ebene eigentlich „abgeht“ da oben zwischen Himmel und Erde,
→ welche Konsequenzen der Anstieg der Temperatur für jeden Einzelnen von uns bereits tatsächlich hat und noch haben wird,
→ was unsere individuelle Lebensweise in unseren eigenen oder gemieteten vier Wänden damit zu tun,
→ warum in diesem Zusammenhang soviel vom Meeresschutz gesprochen wird.
Also hier und in kurzen Worten:
1. Was passiert und wieso ist dabei das Thema Meeresschutz derart präsent?
Die Erde unterlag schon immer Temperaturschwankungen. Der Unterschied zu heute: Damals konnten sich Flora und Fauna diesem langsam stattfindenden Prozessen anpassen. Das ist heute nicht mehr möglich, da sich das Tempo der Veränderungen in den letzten 200 Jahren massiv erhöht hat. Denn mit Beginn der Industrialisierung nahm der Umfang an Treibhausgasen in unserer Atmosphäre bis zum heutigen Tag stetig zu. Natürlich vorhandene Treibhausgase sorgen für einen natürlichen Treibhauseffekt, der die Temperatur des Planeten auf das Level bringt, das Leben ermöglicht. Kurzwellige Sonnenstrahlung dringt in unser System ein, die Erde gibt ihre langwellige Wärme im Gegenzug langsam ab. Erhöht sich nun die Konzentration der künstlich erzeugten Gase, wird es es wärmer – für das Leben, wie wir es kennen, zu warm. Das Meer erwärmt sich parallel zum Anstieg der Treibhausgase in der Atmosphäre. Das hat katastrophale Auswirkungen auf das Ökosystem Meer: Lebensräume breiten sich aus (Beispiel: Algen) oder verschwinden (Beispiele: Kaltzonen), die Natur kommt ins Ungleichgewicht. Dazu kommt die Vermüllung: Kleinste Plastikartikel, ganze kleine bis große Gegenstände, Folien, Riemen und noch so mehr landen täglich tonnenweise in unseren Meeren, bringen Tiere und Umwelt in weitere Gefahr.
2. Was hat unser Wohnverhalten damit zu tun?
Jedes Möbelstück, das produziert wird, verbraucht Ressourcen (Holz, Wasser etc.) und hinterlässt seinen Negativtempel im Treibhauseffekt. Jedes Möbelstück, das abgewohnt ist, hinterlässt seine Spuren, oft über Zeitspannen hinweg, die wir gar nicht begreifen können. Das Meer ist zu einer riesigen Müllhalde geworden und leidet u. a. zudem unter der Erderwärmung in extremster Weise. Insofern macht es sehr, sehr viel Sinn, wenn wir ins unserem Zuhause bewusst „grün“ denken.
3. Welche Möglichkeiten gibt es, „grüner“ zu wohnen?
Setze auf Qualität statt auf Massenware. Wer etwas mehr ausgibt und sich ein hochwertiges Regal aus gut verarbeitetem und nachhaltig erwirtschaftetem Holz in das Wohnzimmer stellt, wird mit Sicherheit länger Bücher darin einräumen können als in ein sehr günstiges Spannplattenexemplar. Das liegt in der Natur der Dinge. Nun, die Günstigware ist schnell zur Hand – doch das hochwertigere Produkt rechnet sich: Es ist länger stabil und benutzbar, es wurde höchstwahrscheinlich ressourcenschonender produziert, es sieht wahrscheinlich besser aus und wird am Ende seiner Tage zwar auch Müll machen, doch weit weniger als die vier günstigen Exemplare, die man im Laufe der Zeit an seiner Stelle vielleicht verbraucht hätte, wenn man auf die kostengünstigen Produkte zugegriffen hat.
Setze auf natürliche Rohstoffe – Hände weg von Plastik und anderen synthetischen Stoffen. Produkte aus synthetischen Stoffen hinterlassen in Produktion und Vermüllung eine derart umweltschädliche Bilanz, dass wir zukunftsorientiert darauf setzen müssen, sie zu meiden. Kunststoffe sind der Feind der Meere. Sie sind fast unauflösbar, auch wenn sie in die allerkleinsten Teilchen zerrieben wurden. Sie finden sich im Sand und in den Mägen von Fischen, Seerobben und -vögeln, sie machen die Ozeane – und auch uns – krank.
Achte auf ressourcenschonend hergestellte Stücke. Die Investition in nachhaltig, also fair, ökologisch und wirtschaftlich produzierte Stücke ist der sinnvolle Weg. Hier geht der Blick auf nachwachsende natürliche Rohstoffe, kurze Lieferketten und gerechte Arbeitsbedingungen. Verschiedene Siegel weisen umweltschonend hergestellte Möbelstücke aus, darunter das FSC-Siegel oder der Blaue Engel. Und noch ein Vorteil bringen diese Möbelstücke: Sie sind gegenüber ihrer weniger „grünen“ Konkurrenz gesundheitlich unbedenklich.
Nutze ein Möbelstück as long as possible. Was brauchst und willst Du wirklich? Was wird auch nach fünf Jahren noch Spaß und Nutzen in Deine vier Wände bringen? Ist es nötig, diesen oder jenen Trends hinterherzueilen oder kannst Du Dich zumindest für einige Zeit gut davon lösen? Das sind essentielle Fragen, die Dir bei jeder Neuanschaffung in den Kopf hüpfen sollten. Denn je länger ein Stück in Deinem bzw. Eurem Haushalt bleiben darf, desto sinnvoller ist seine Anschaffung, sowohl für den Geldbeutel als auch für die Umwelt.
Bevor Du etwas wegwirfst: Kann Deinem Möbelstück ein neues Leben geschenkt werden? Das Regal hat einen fetten Kratzer an der Seite, der Stuhl wackelt bedenklich, die Schubladen der Flurkommode zicken. Bevor Du das gute Stück zum Wertstoffhof fährst, stelle Dir die Frage, ob das wirklich schon nötig ist. Könnte man vielleicht ein Upcycling-Projekt starten und das Regal abschleifen und neu streichen oder den Stuhl wetterfest machen und ihn als charmantes Gartenobjekt umrandet von Blumentöpfen neu nutzen? Macht es Sinn, für die Flurkommode Geld in eine Reparatur zu investieren? Wenn Du auf all dieses keine Lust hast, hat es vielleicht jemand anderes? Dann sind Ebay und Co. oder der echte Flohmarkt vielleicht Dein Weg. Kommt dort kein Geld in Deiner Kasse, ist Verschenken in jedem Fall immer noch der nachhaltigere Weg als der in die Müllpresse.
Fazit
Ich glaube, dass wir in der Möbel- und Designszene schon seit einigen Jahren fantastische Schritte in die richtige Richtung gehen. Immer mehr große Unternehmen und StartUps sind bemüht, nachhaltig produzierte Produkte und mit ihnen den grünen Gedanken in die Welt hinauszutragen.
Es liegt aber auch ganz klar an uns als Kundinnen und Kunden, zu zeigen, dass wir genau diesen Weg wollen. Wir wollen mit Tischen, Stühlen und Betten leben, die im Einklang mit einem messbar sinnvollen ökologischen Fußabdruck produziert werden. Wir wollen langlebige gute Stücke, die zu uns passen und den Anforderungen des Alltags standhalten. Und: Wir bemühen uns im Anschluss um eine gute Pflege und möglichst lange Nutzung.
Wir helfen den Meeren und der Umwelt im Ganzen nicht passiv, sondern ganz aktiv, wenn wir die fünf oben beschrieben Punkte beim Möbelkauf bedenken. Je größer das Streben, desto besser wird dies auch für unseren Geldbeutel sein. Das Umdenken muss fortschreiten – und es fängt bei jedem Einzelnen von uns an.
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